Die Bezeichnung Visitenkarte rührt von der ursprünglichen Funktion: Sie wurde früher beim Besuch in hohem Hause dem Diener oder der Empfangsdame übergeben,
die sie dann an den Hausherrn oder die Dame des Hauses weiterreichte. Häufig knickte der Gast seine Karte nach einer bestimmten Regel –
die Art der Knickung signalisierte dann den Anlass (z. B. Antritts- oder Beileidsbesuch). Der Knick gestattete es auch, die Karte, die auf einem Silbertablett abgelegt wurde,
leichter aufzunehmen. Bei höfischen Festveranstaltungen dienten sie dem Zeremonienmeister zur öffentlichen Ankündigung des Gastes.
Heute tauscht man Visitenkarten hauptsächlich im Berufsleben – auf Messen oder Konferenzen – aus; insbesondere beim Erstkontakt zwischen möglichen Geschäftspartnern.
Gewünschter Nebeneffekt ist die diskrete Mitteilung der eigenen Position im Unternehmen.
Sie enthalten nur selten ein Foto, aber immer den Namen, die Adresse und die Telefonnummer der betreffenden Person. Geschäftliche Visitenkarten tragen außerdem
Firmenlogo und Unternehmen sowie die Titel und Funktion der Person. Die Rückseite kann eine englischsprachige Version, eine Anfahrtskizze, ein Foto oder anderes enthalten.
Mit dem Wandel vom Bestandteil der Etikette zum Mittel beruflicher Eigenwerbung können Visitenkarten in Einzelfällen auch mit Slogans oder ähnlichen Merkmalen zur
Alleinstellung ergänzt werden. Häufig wird jedoch eine marktschreierische Gestaltung als zu aufdringlich und unseriös empfunden. Von der Visitenkarte abzugrenzen sind
Flyer im Visitenkartenformat, die im Event-Marketing zum Hinweis auf Veranstaltungen und Ähnliches eingesetzt werden, statt persönliche Kontaktinformationen zu übermitteln.
Aufbewahrt und gesammelt werden Visitenkarten in speziellen Mappen oder Rotationskarteien, wobei es im Zeitalter des Computers immer üblicher wird, die Karten einzuscannen,
um die Kontaktdaten der betreffenden Person gleich im Computer abrufbar zu haben.
In früheren Zeiten druckten Kupferstecher die Visitenkarten.
Visitenkarten in kleinen Stückzahlen (als Provisorium für neue Mitarbeiter oder für den privaten Bereich) werden heute oft mit handelsüblichen Tintenstrahldruckern hergestellt.
Visitenkarten für den beruflichen Einsatz werden gewöhnlich von Druckereien im Offsetdruckverfahren hergestellt. Die klassische Visitenkarte wird auf Feinstkarton gedruckt,
z.B. Diplomatenkarton oder Elfenbeinkarton. Besonders hochwertige Karten werden mittels Stahlstich hergestellt. Dafür wird das Druckmotiv von Hand als Gravur in eine Stahlplatte
gestochen. Im Gegensatz zu den üblichen gedruckten Visitenkarten ist bei diesen Karten das aufgedruckte Motiv erhaben. Das heißt, dass sich die Schrift dreidimensional vom Papier
abhebt und zudem leicht glänzt. Günstigere Varianten mit demselben Effekt sind der sogenannte UV-Spotlack- oder auch partielle UV-Lack-Druck und der in den USA entwickelte
sogenannte Thermoreliefdruck. Die letzten beiden Verfahren sind in Nord- wie in Südamerika sehr weit verbreitet.
Bei günstigen Online-Druckereien werden heute aber meist nur einfache Naturpapierkartons angeboten oder Bilderdruckpapier matt, da Feinstkartons schwieriger zu bedrucken sind.
Die Visitenkarten werden in standardisierten Sammeldruckformen mit vielen anderen Druckaufträgen gemeinsam verarbeitet. Wer Visitenkarten bei Online-Druckereien allerdings
selbst bestellen möchte, muss in der Lage sein, druckfähige Dateien zu erstellen, in der Regel als PDF-Datei. Diese kann dann per Datenupload bei der Bestellung an die
Online-Druckerei mit hochgeladen werden.
Im Gegensatz zu Briefen und dem Layout von Briefbögen gibt es für Visitenkarten keine DIN-Norm.
Visitenkarten haben kein standardisiertes Format, es hat sich jedoch die Scheckkarten-Größe (85,6 × 54 mm) eingebürgert, weil sie am bequemsten zu transportieren ist
und viele Aufbewahrungshilfen für dieses Format ausgelegt sind.
Zeitweilig traten als Modeerscheinung vermehrt aufklappbare Visitenkarten auf, um die Nutzfläche zu vergrößern. Diese Variante hat jedoch den Nachteil,
dass sie bei Aufbewahrung in Einsteckhüllen nur einen Teil der aufgedruckten Kontaktdaten präsentieren kann und zum Lesen der Innenseiten entnommen werden muss.
Am weitesten verbreitet sind Visitenkarten aus Karton in der Stärke von 150–300 g/m².
Da Visitenkarten neben der Informationsvermittlung auch als Werbeträger dienen, werden sie bisweilen auch aus anderen Materialien
(etwa Kunststoff, Aluminium, Stahl, Holz oder Gummi) hergestellt, um besonders aufzufallen.